Warum positives Denken auch schaden kann – und warum wir negative Gedanken brauchen.

Think positiv“ hört sich gut an.
Ebenso: „Das Glas ist immer halb voll, nie halb leer!
Suggestionen wie „Du schaffst das!“ sind prima, um uns kurzfristig in eine gute, aktive Stimmung zu bringen und uns zu motivieren, das kennen wir alle. Sie reichen aber meistens nicht aus, um Zweifel aufzulösen und langfristige Ergebnisse zu erzielen.

Positives Denken funktioniert nicht immer und kann sogar gefährlich sein und sich ins glatte Gegenteil verkehren. Ich will Dir hier erklären, warum und welches der bessere Weg ist.

Wieso kann positiv negativ sein?

Die Idee des `Positiven Denkens´ entwickelte der französische Apotheker Emile Coué vor rund 100 Jahren. Er glaubte, seine Patienten könnten sich mit positiven Aussagen wie „Es geht mir von Tag zu Tag immer besser und besser“, selbst beeinflussen, sofern sie sich diese mindestens 20-mal am Tag vorsagen würden.

Auch Denkmuster wie „Denke nach und werde reich“ oder „Lernen im Schlaf“ suggerieren, man könne allein durch positives Denken Erfolge erzielen, ohne sich groß anstrengen zu müssen.
Du ahnst schon, dass dem nicht so ist.
Viel mehr schadet diese Denkweise sogar, weil sie suggeriert, dass man `nur´ daran glauben müsse und alles würde gut. Wenn das dann nicht die erwünschten Ergebnissen bringt, ist die Enttäuschung groß und negative, oft selbstzerstörerische Gedanken wie „Alle schaffen das, nur ich nicht“ oder „Ich bin halt nicht gut genug…“ nicht selten die Folge.

Es geht um dieses kleine Wörtchen `nur´, das immer wieder in diesen Mantras auftaucht. Wenn Du nach `positiv denken´ googelst, findest du zahlreiche Bücher und Kurse, die zu unendlichem Glück und Erfolg verhelfen sollen, allein durch die Kraft der Gedanken. Den meisten Konzepten fehlt aber etwas ganz Wesentliches. Der nächste Schritt.

Von nix kommt nix.

Was der Apotheker Coupe´ nämlich erreichte war, dass seine Patienten sich entsprechend der Affirmation verhielten. Sie unterstützten ihren Glauben an Besserung einerseits durch Visualiisierung – und durch ihr Verhalten. Und so ist positives Denken durchaus hilfreich. Denn es lenkt unsere Wahrnehmung in Richtung Problemlösung. Und das ist aktiv und nicht abwartend passiv.

Also Finger weg vom positiven Denken?

Nein, nur richtig.
Unglücklich und depressiv wird man nicht, wenn man permanent an Probleme denkt, sondern, wenn man an Probleme denkt, ohne über deren Lösungen nachzudenken. Indem wir uns suggerieren, `alles wird gut´, lehnen wir uns zurück und warten darauf, dass das Universum die Lösung unseres Problems liefert. Denken wir konstruktiv `Ich kann das schaffen! Was kann ich tun, um mein Problem zu lösen?´, denke ich handlungsorientiert und meine Wahrnehmung richtet sich auf Möglichkeiten und Lösungen – ich komme ins Tun.

Umgekehrt wird aber auch ein Gedanke – `Das schaffe ich nie´ oder `Das wird nicht gut gehen´, ganz sicher auch so wirken, weil er unseren Fokus und damit unsere Wahrnehmung in genau diese Richtung lenkt: Wir sehen nur noch Gründe, warum etwas NICHT funktionieren kann.

Annehmen statt ablehnen

Und es gibt noch eine negative Auswirkung des `Denk positiv!´ Es führt dazu, dass wir uns unsere dunklen Gedanken nicht erlauben. Die Angst, die Zweifel, die Niedergeschlagenheit. Sie sind aber da und durch ein zwanghaftes – „Ich muss aber positiv denken.“, werden sie nicht verschwinden. Ganz im Gegenteil. Je mehr wir gegen diese Gedanken und Gefühle ankämpfen, desto stärker werden sie. Erst wenn ich mir erlaube, sowohl das Problem in seiner ganzen Dimension und Konsequenz zu sehen, mitsamt den `negativen´ Gedanken und Gefühlen, die das alles bei mir auslöst, erst wenn ich das akzeptiere und annehme, kann ich damit arbeiten und auf die Suche nach konstruktiven Wegen zur Lösung gehen. Und ins TUN kommen!

Auch negative Gefühle können ein unglaublicher Antrieb sein. Und sind außerdem nützlich und wertvoll – als Alarmsystem unseres Gehirns, das uns durch sie vor Gefahren und Enttäuschungen bewahren will. Unterdrücken wir sie, schwächen wir auch unsere Intuition.

Fazit

Positives Denken kann durchaus positive Auswirkungen haben – wenn noch ein weiterer Schritt hinzukommt – das konstruktive Denken. Nur negatives Denken, bei dem an die Probleme, aber nicht an deren Lösung gedacht wird, lässt uns passiv auf der Stelle treten und macht uns unglücklich.

Wer unter positivem Denken das konsequente Ausblenden jeglicher Probleme versteht, wird dadurch eben nicht glücklich und erfolgreich. Konstruktives negatives Denken, bei dem das Problem in den Blick genommen wird und auch an die Lösungen gedacht wird, gibt uns das Gefühl der Selbstwirksamkeit und Energie, um ins Tun zu kommen.

Beim konstruktiven positiven Denken geht es darum:

  • Mehr positive Gedanken zu haben, ohne das Negative auszublenden.
  • Nicht-konstruktive negative Denkschleifen wahrzunehmen und in konstruktive zu verwandeln.

Charakterfrage

Die prinzipielle Haltung, das Glas halb voll oder halbleer zu sehen, ist in uns angelegt und seit unserer Kindheit geprägt. Doch lässt sich eine positive Grundeinstellung durchaus trainieren – auch in Zeiten wie diesen. Und dabei geht es nicht darum den Kopf in den Sand zu stecken wie der Vogel Strauß, der dadurch versucht einer drohenden Gefahr auszuweichen.

Wie du negative Gedanken annehmen kannst, ohne dass sie dich beherrschen, um sie dann in konstruktive, positive zu verwandeln, kannst du übrigens bei mir in einem Coaching lernen. Hier kannst du mehr erfahren über Coaching im Allgemeinen und mein Coaching-Angebot. >>KLICK<<

In diesem Sinne – bleib konstruktiv positiv.