Flow oder Stress? Was macht den Unterschied?
Unser aller Lebenszeit ist kostbar und das Ende nicht kalkulierbar. Und so wollen viele Menschen aus ihr das Optimum herausholen. Sind beruflich extrem eingespannt, immer mit dem Blick auf die nächste Beförderung, das anspruchsvollere Projekt, den besser bezahlten Job. Zeit ist Geld und wird mit Zeitmanagement-Tools optimiert. Auch in der Freizeit setzen sich viele einem ungeheuren Leistungsdruck aus, sind ständig auf der Suche nach dem letzten Trend und dem neusten Kick. Für die einen ist das purer Dauer-Stress. Aber andere kommen gut damit klar, ja sie beflügelt es regelrecht, viel zu tun zu haben. Sie kommen in den Flow.
Wann hast Du zum letzten Mal FLOW erlebt?
Wann warst Du in eine Aufgabe ganz und gar vertieft? Nur auf Dein Tun konzentriert, hast die Welt um Dich herum ausgeblendet, warst vollkommen im Moment, hier und jetzt? Alles andere um Dich herum wurde bedeutungslos? Selbst die Zeit?
Wir alle waren schon mal im Flow – auch wenn nicht jeder von uns diese Bezeichnung kennt. Vielleicht hast Du etwas getan, das Du liebst, wie Musik spielen oder eine bestimmte Sportart, gemalt oder Tagebuch geschrieben. Jeder Künstler, der sich schon einmal im Malen, Singen, Musizieren, Komponieren, im Designen, im Schreiben verloren hat, der weiß, was Flow ist.
Was passiert da? Was ist Flow?
Flow ist einer der angenehmsten Seinszustände des Lebens, der uns ganz in der Gegenwart sein lässt und uns hilft, kreativer, produktiver und glücklicher zu sein. Man kann Flow als ein `Vertieft-Sein in eine Tätigkeit´ definieren und mit `aufgehen´ oder `eintauchen´ umschreiben. Wer im Flow ist, dem geht es gut, der vergisst die Zeit. Der genießt, hört auf an das Morgen zu denken, ist ganz im Hier und Jetzt, hat keine Angst und keine Sorgen. Das Belohnungszentrum füttert ihn mit Glückshäppchen aus Endorphinen, Dopamin und Serotonin. Gut gelaunt und beflügelt `fließt´ alles fast wie von selbst. Beinahe wie fremdgesteuert von einer unsichtbaren Macht. Wer im Flow ist, der ist für den Moment glücklich.
Wie erreiche ich solch einen Zustand?
Die gute Nachricht ist, dass es gar nicht so schwer ist, einen Flow-Zustand zu erreichen, wenn Du etwas tust, was Du liebst, was für Dich sinnvoll ist und Dich fordert. Wo Du das Tun an sich genießen kannst, ganz egal worum es sich handelt. Am Arbeitsplatz hat Flow enorme Auswirkungen auf die Produktivität. Wir alle kennen das alte Sprichwort: „Wähle einen Job, den du liebst und du wirst nie wieder einen Tag in deinem Leben arbeiten„.
Um in den Flow zu kommen, arbeiten – im Idealfall möglichst viele – bewusste und unbewusste Faktoren zusammen:
> Ich weiß warum. Das was ich tue, hat einen erkennbaren Wert für mich. Je bedeutender, desto anspornender.
> Ich fühle mich selbstbestimmt. Es wurde mir nichts aufgezwungen und ich folge nicht irgendwelchen Zielen anderer.
> Es hat positive Konsequenzen und Folgen auch für andere.
> Es folgt einer sinnhaften Strategie, keinem Streben nach kurzen, schnell vergänglichen Glücksmomenten.
> Ich fühle mich wohl damit. Es entspricht meiner inneren Haltung.
> Das Ziel meines Tuns fühlt sich in der Vorstellung attraktiv und lohnend für mich an und das spornt mich an.
> Die Aufgabe bereitet mir Freude und entspricht meinen Möglichkeiten, Fähigkeiten und Talenten. Weder überfordert noch unterfordert sie mich.
> Ich bin aufmerksam gegenüber dem, was geschieht (Achtsamkeit) und kann das Sein im Hier und Jetzt genießen.
Hinderlich hingegen für ein Flow-Gefühl ist ein Getriebensein, ein mit aller Macht ein Ergebnis erzwingen wollen, ein unter Druck stehen von außen, es anderen recht machen zu wollen und nicht der eigenen Kreativität folgen zu können. Wer den Flow direkt erreichen will; wer sich also zu sehr darauf versteift, schnell in den Flow zu kommen; wer permanent prüft, ob und wie sehr er schon im Flow ist; der steht sich eher im Weg, als dass er weiterkommt. Das ist wie mit dem Einschlafen: Wenn man mit aller Macht einschlafen will, klappt es einfach nicht.
Wenn Du den Flow endlich finden willst, musst Du aufhören, ihn mit aller Macht zu suchen. Sorge vielmehr dafür, dass er Dich findet, wann immer er vorbeischauen möchte.
Zusammengefasst:
Ob ich mich durch meine Aufgaben gestresst fühle oder sich Flow einstellt, hat viel damit zu tun, was sie mir bedeutet, wie sinnvoll sie für mich ist und wie ich sie bewerte. Und wie ich mich dabei empfinde – selbstbestimmt oder ausgeliefert. Du kannst also günstige Bedingungen für die Entstehung von Flow-Erleben schaffen, indem du dir erstrebenswerte Ziele setzt, die auch auf dem Weg dorthin Spaß machen.
In diesem Sinne – mach das Beste draus und .. lass es fließen.