„Du bist wie Deine Mutter!“
Was löst dieser Satz bei Dir aus?
Es gibt zwei Möglichkeiten.
Entweder Du bist mächtig stolz darauf. Deine Mutter war schon immer Dein Vorbild.
Oder Du willst es nicht wahrhaben, hast Dich aber selbst auch schon ertappt, wie deine Mutter zu handeln und das gefällt Dir so gar nicht.
Bleiben wir mal einen Moment beim zweiten Fall. So ein Satz, vielleicht unüberlegt und in der Hitze eines Streitgefechtes gesagt, trifft so manche Frau ins Mark. Umso mehr, wenn er von einem Menschen kommt, der ihr wichtig ist.
Wieso ist das so? Kannst Du das mitfühlen? Ist es Dir auch schon so ergangen?
Wer von uns Frauen hört diesen Satz schon gern. Versuchen wir uns doch spätestens ab der Pubertät von den Eltern abzugrenzen, unseren eigenen Weg zu gehen. Gerade Frauen haben da in den letzten Jahrzehnten eine Metamorphose durchgemacht, die bemerkenswert ist. Meine Mutter zum Beispiel war Hausfrau und Mutter und das mit großer Selbstverständlichkeit. Und ich habe viel von ihr gelernt, was Kochen, Kindererziehung und Haushaltsführung angeht. Und selbstverständlich wurde ich für eben diese Rolle auch erzogen und es hat einige Zeit gedauert – 11 Jahre Familienpause – bis ich neben der Familienmanagerin auch wieder berufstätig wurde (Mehr dazu auf der Seite ÜBER MICH). Aber Familie und Beruf überein zu bringen konnte sie mir logischerweise nicht beibringen.
Ererbt oder erlernt?
Die Fakten sind eindeutig. Wir sind die Kinder unserer Eltern und ähneln ihnen in vielerlei Hinsicht, ob wir wollen oder nicht. Vor allem körperliche Merkmale werden vererbt. Aus eigener Wahrnehmung kann ich sagen, dass mit zunehmendem Alter äußerliche Ähnlichkeiten zunehmen. Ich sehe seit einiger Zeit häufig meine Mutter, wenn ich in den Spiegel schaue.
Doch was ist mit der Persönlichkeit, unseren Charaktereigenschaften? Seit Jahrzehnten dikutieren Forscher die Frage, wieviel unserer Persönlichkeit vererbt wird und wie groß die Rolle ist, die die Umwelt in unserer Entwicklung spielt. Was wird vererbt, was wird im Laufe des Lebens erlernt?
Mittlerweile weiß man, dass wir mit den Genen nur die Rahmenbedingungen für unsere Persönlichkeit geliefert bekommen. Die Rohfassung sozusagen. Wie sie sich dann entwickelt, hängt stark von Umweltfaktoren ab, wie zum Beispiel Erziehung, Bildung, sozialem Umfeld oder den Erfahrungen, die wir machen. Das Thema werde ich in weiteren Beiträgen noch vertiefen.
Aber warum reagieren oder handeln wir manchmal so unkontrolliert, eben wie unsere Mutter, obwohl wir das gar nicht wollen?
Eine Studie aus dem Jahr 2015 über unser Verhalten in Stresssituationen besagt , dass wir besonders dann unseren Eltern immer ähnlicher werden und deren Verhaltensweisen kopieren, wenn unser Körper eine Situation als Stress empfindet. Das kann ein Konflikt sein, übermäßiger Druck am Arbeitsplatz oder auch zu wenig Schlaf oder Bewegung.
Der Psychologe Albert Bandura entdeckte in den 60er Jahren das Lernen am Modell. Kinder lernen nämlich nicht nur aus ihren Erfahrungen und durch die Konsequenzen ihres eigenen Verhaltens. Sie lernen auch durch Nachahmung und Beobachtung anderer und das Lernen über Bilder geschieht leicht und intensiv. Besonders wenn es sich um die Eltern handelt, zu denen sie eine emotionale Bindung haben und bei denen sie gesehen haben, dass die Verhaltensmuster „funktioniert“ haben. Durch erfolgreiches Ausprobieren werden diese Muster dann in das eigene Repertoire übernommen. Als kleines Mädchen hatten wir vielleicht Erfolg mit einem beleidigten Schmollmund und bekamen, was wir wollten.
In unserem Beispiel heißt das, dass wir manchmal gar nicht anders können, als wie unsere Eltern – wir Frauen wie unsere Mütter – zu reagieren. Wir schauen uns quasi dabei zu, wenn wir in alte Muster fallen, die wir von unserern Eltern kennen. Denn unter Stress – bei einem Streit oder unter starkem emotionalen Druck – reagieren wir wenig kontrolliert, eher emotional und spontan. Und da bekanntlich die ältesten und am meisten genutzten Nervenbahnen die dicksten und daher am schnellsten verfügbar sind, werden uns die einst erlernten tiefsitzenden Muster dann von unserem neuronalen Speicher als erstes angeboten.
Und so kopieren wir schon mal die verhasste Angewohnheit der Mutter und reagieren ebenso unsachlich und schnell beleidigt wie sie, so wie wir das als Modell erlebt und abgespeichert haben. Ob wir wollen oder nicht.
Und wie kommen wir raus aus der Nummer?
Genauso, wie wir sie erlernt haben.
Alle Programme, die einmal geschrieben wurden, können auch überschrieben werden. Genauso, wie wir unsere Nervenbahnen durch stetige Wiederholungen zu dicken Datenautobahnen geformt haben, so können wir sie durch Nichtbenutzen zu überwucherten Trampelpfaden werden lassen. Und stattdessen neue Nervenbahnen durch neue Gewohnheiten entstehen und durch stetiges Benutzen wachsen lassen.
Als ersten Schritt empfehle ich die weise Erkenntnis, Dinge zu erkennen und anzunehmen, statt sie zu ignorieren und zu verleugnen. Erst dann ist der Weg frei für neue Verhaltensweisen.
Ich wünsche Dir Gutes Gelingen – und liebevolle Geduld mit Dir.
Und vielleicht schickst Du Deiner Mutter ein gedankliches Dankeschön für all die guten Verhaltensweisen, die Du gern von ihr übernommen hast.
„Wie die Mutter so die Tochter“, beinhaltet sicherlich auch gute und schöne Seiten.
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