Was war Dein erster Gedanke, Dein Gefühl, als Du diese Frage gelesen hast?
Empörung? Widerstand? Ich doch nicht! Wie kommt die dazu…? Unverschämtheit! …
Ich habe, wie Du vielleicht auch, in den letzten Wochen viel über dieses Thema diskutiert, nachgedacht, gehört und gelesen. Und kam einfach zu keiner eindeutigen Aussage. Dieses Statement ist sehr persönlich und ich bitte Dich, es auch so zu lesen – und vielleicht meine Gedanken mal mitzudenken. Also – einerseits bin ich natürlich KEIN Rassist! Das würde zutiefst meinen Werten und meiner inneren Überzeugung widersprechen. Aber andererseits…
Ich habe nämlich mal Tante Wiki gefragt und war etwas erschrocken. Da steht nämlich:
Rassismus ist eine Gesinnung oder Ideologie, nach der Menschen aufgrund weniger äußerlicher Merkmale – die eine bestimmte Abstammung vermuten lassen – als „Rasse“ kategorisiert und beurteilt werden. Die zur Abgrenzung herangezogenen Merkmale wie Hautfarbe, Körpergröße oder Sprache – umstrittener Weise teilweise auch kulturelle Merkmale wie Kleidung oder Bräuche – werden als grundsätzlicher und bestimmender Faktor menschlicher Fähigkeiten und Eigenschaften gedeutet und nach Wertigkeit eingeteilt. Dabei betrachten Rassisten alle Menschen, die ihren eigenen Merkmalen möglichst ähnlich sind, grundsätzlich als höherwertig, während alle anderen (oftmals abgestuft) als geringerwertig diskriminiert werden. Mit solchen Rassentheorien, die angeblich wissenschaftlich untermauert sind, wurden und werden diverse Handlungen gerechtfertigt, die den heute angewandten allgemeinen Menschenrechten widersprechen.
Wenn ich das nehme und mich dann beobachte
– und bitte, nimm diesen Gedanken auch mal auf und fühl in Dich hinein, was er mit Dir macht – dann empfinde ich genau das, nämlich Menschen, die wegen äußerlicher Merkmale eine bestimmte Abstammung vermuten lassen… als fremd, als anders eben. Bin ich dadurch ein Rassist?
Wenn ich Menschen mit dunkler Hautfarbe als Schwarze sehe und eben nicht als Weiße, bin ich dann ein Rassist?
Wenn ich mich empöre über Menschen, die – offensichtlich nicht ursprünglich deutsch oder weiß – sich nicht an geltende Gesetze halten und die teilweise ungeschriebenen Regeln unserer Gesellschaft, die ein friedfertiges und freies Zusammenleben möglich machen, prinzipiell und häufig als Gruppe ignorieren und nach den in ihren Herkunftsländern üblichen Gepflogenheiten leben, bin ich dann Rassist?
Für mich ganz persönlich habe ich folgendes klar herauskristallisiert – und bitte, geh sehr gerne mit mir darüber in einen Diskurs, wenn Du das anders siehst:
Für mich sind alle Menschen eben Menschen,
gleich welcher Herkunft, Hautfarbe oder Ethnie, gleich welchen Geschlechts, sexueller Orientierung oder welchen Alters. Somit haben alle Menschen gleiche Rechte – und Pflichten, sich selbst und den Mitmenschen gegenüber. Für mich gilt klar und ohne Wenn und Aber der erste Artikel unseres Grundgesetzes:
Die Würde eines JEDEN Menschen ist unantastbar.
Ich denke, dass es nicht mehr bedarf als dieses Denken, um danach zu handeln. Das schließt jegliches Werten und Beurteilen von unterschiedlichen Abstammungen, Hautfarben etc. im Vergleich zu unserer eigenen aus. Niemand sollte sich als höherWERTig betrachten als einen anderen. Punkt.
Aber betrifft das nicht beide `Seiten?´Ist nicht auch derjenige, der mich als `typisch weiß´ bezeichnet, ein Rassist per definitionem?
Vor dem Hintergrund meiner Überzeugung (s.o.) werde ich gleichwohl weiterhin Unterschiede WAHRNEHMEN, denn wir sind alle Unikate, einzigartig, besonders und WERTVOLL! Jeder in seiner Art, jeder mit seinem Aussehen, seinen Eigenschaften, Fähigkeiten und Charakterzügen. Die Herausforderung im täglichen Miteinander liegt im Umgang miteinander. Ich habe gelernt, dass Kommunikation immer beim Empfänger stattfindet. Und Rassismus findet eben auch bei dem statt, der es so empfindet. Wir alle – und da schließe ich mich ein – haben in der Vergangenheit unsere Privilegien als zu selbstverständlich genommen, unser `Weiß-Sein´ (ist das rassistisch, wenn ich es als Weiße selbst sage?) als solches bewusst oder unbewusst gelebt und empfunden. Es braucht mehr Mitgefühl und Einfühlungsvermögen, mehr Aufmerksamkeit und Aufstehen für Gerechtigkeit. In JEDER Beziehung. Mehr Bewusstmachen und Einstehen für unsere Werte und den ersten Artikel unseres Grundgesetzes.
Und ich werde mich weiterhin darüber empören,
wenn Gesetze gebrochen und Regeln unseres Zusammenlebens und des Anstands verletzt werden. Und wenn Menschen als minderwertig oder niederer angesehen und behandelt werden. Durch JEDEN, der auf diesem Erdball lebt.
Das ist ein Thema, das augenscheinlich lange überfällig war, um deutlicher in der Wichtigkeit und offen diskutiert zu werden. Und ich entschuldige mich bei all denen, die ich verletzt und ignoriert habe in ihrem so-sein.
Ich bin mir bewusst, dass diese Meinung nicht von Jedermann und -frau geteilt wird. Das ist meine ganz persönliche Sicht und Überzeugung. Wenn ich Dich ansprechen und zum Nachdenken anregen konnte, gut so. Wenn Du anderer Meinung bist, lass uns drüber reden. Ich lerne gerne dazu.
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Bleib zuversichtlich – und achtsam.