Intuition oder Verstand?
Wer kennt es nicht, das Battle zwischen Bauchgefühl und Ratio? Der Kopf sagt: „Los, mach es! Hört sich doch gut an!“ Und der Bauch so: „Ach ich weiß nicht. Lass es doch lieber.“ Oder auch gern umgekehrt. Kopf oder Bauch – wer trifft bei Dir die Entscheidungen? Und – wem traust Du eher? Oft stellt sich im Nachhinein heraus, dass wir mit unserem Bauchgefühl richtig gelegen hätten. Doch meist trauen wir uns nicht, uns darauf zu verlassen und gehen rational an Entscheidungen heran. Häufig siegt dann der Kopf, weil dort ja bekanntlich die Vernunft sitzt und wir gelernt haben, den Verstand nach Faktenlage entscheiden zu lassen. Wenn wir nur auf das Bauchgefühl hören, fehlen uns ja oft auch die Argumente. „Ich hab´ son komisches Gefühl…“ klingt nicht gerade nach Vernunft gesteuertem Entscheidungsprozess. Im Berufsleben können wir damit meist nicht wirklich überzeugen.
Entscheidet der Kopf wirklich immer vernünftiger?
Ja, es kann gut sein, dass der Kopf recht behält, wenn er Zahlen, Daten und Fakten betrachtet und logisch abwägt. Dabei vergessen wir aber oft, dass wir circa 90 Prozent des Tages unbewusst leben. Während Du das hier liest, entscheidest Du sicher nicht bewusst, welches Bein Du gerade übergeschlagen hast oder mit welcher Hand Du Deinen Kaffee zum Mund führst. Wenn sich in dem Raum indem Du Dich gerade aufhältst eine Uhr befindet, oder Du eine Armbanduhr trägst, schau jetzt bitte NICHT hin und überlege, wie das Zifferblatt aussieht. Hat es Zahlen oder Striche? Hat es eine Minutenanzeige? Welche Farbe haben die Zeiger? Jetzt schau hin – wusstest Du es? Und wie oft hast Du heute schon drauf geschaut? Das geht soweit, dass wir gewohnte Wege, wie den Weg jeden Tag zur Arbeit, ganz automatisch zurücklegen und nicht sagen können, wer unterwegs den Bürgersteig entlang gegangen ist. Wer da am Start ist, ist unser Autopilot. Alles was wir erlernt und mehrfach geübt haben, wird unbewusst gesteuert. Solltest Du Muskelkater haben, denkst Du vielleicht darüber nach, ob es ein gute Idee ist, die Beine übereinander zu schlagen. Und wenn Du Rechtshänder bist, fällt Dir auf, wie ungeschickt es sich anfühlt, den Kaffee mit der linken Hand zu trinken. Übrigens sagen Marketingexperten, das wir mehr als 70 Prozent aller Kaufentscheidungen „aus dem Bauch heraus“ fällen.
Bauchgefühl, Intuition, Instinkt, Ahnung, Eingebung, Riecher, sechster Sinn…
„Die Intuition ist ein göttliches Geschenk, der denkende Verstand sein treuer Diener. Es ist paradox, dass wir heutzutage angefangen haben, den Diener zu verehren und die göttliche Gabe zu entweihen.“ Albert Einstein Intuition oder Bauchgefühl kann man als natürliche Fähigkeit verstehen, als Impuls, der ohne Nachdenken zustande kommt und nicht rational begründet werden kann. Und doch ist Intuition nicht das Gegenteil von Vernunft. Der amerikanische Psychiater Eric Berne definierte in den 80igern Intuition so: „Intuition ist Wissen, das auf Erfahrung, Erlerntem und Erlebtem beruht, ohne dass wir genau erklären können, wie wir zu der Schlussfolgerung gekommen sind.“ Egal ob eine große Entscheidung ansteht oder auch nur die Urlaubsplanung: Wer seiner Intuition vertraut, geht oft den richtigen Weg. Die Kopfmenschen, die jede Entscheidung mehrfach überdenken und die Vor- und Nachteile genau abwägen, handeln völlig rational, auch wenn sich das Bauchgefühl ganz leise – oder sogar sehr laut – mit einer Warnung meldet. Undmeist überhört wird.
Also besser den Kopf ignorieren?
Sich Gedanken zu machen ist prinzipiell nicht falsch, denn überstürzte Handlungen können auch schädlich sein. Doch am Ende ist es doch dieser gewisse Urinstinkt, eben die Intuition, die Dich vor so manchen Fehlern bewahren kann. Wenn Du einmal bewusst auf Deine Intuition achtest, wirst Du feststellen, dass Dich Dein Bauchgefühl fast nie im Stich lässt. Meist bestätigt Dein Verstand die erste Eingebung. Gehen Kopf und Bauch in gegensätzliche Richtungen, behält der Bauch meist Recht. Das Bauchgefühl ist also kein esoterischer Humbug und nicht nur der Kopf der wahre Meister der richtigen Entscheidungen. Du kennst bestimmt eine Menge Beispiele aus Deinem eigenen Erleben – oder wählst Du ein Kleid nur mit dem Kopf aus? Sicher hat da der Bauch auch ein Wörtchen mitzureden. Und den Lebenspartner? Hast Du ihn nach Faktenlage und vernünftigen Gesichtspunkten ausgewählt? Oder doch eher nach der Anzahl der Schmetterlinge im Bauch? Zugegeben – so manche(r) stellt später fest, dass eine kurze Anfrage an den Kopf vor späterem Kummer hätte bewahren können.
Nicht entweder oder – sowohl als auch!
Wir brauchen beide – Kopf und Bauch. Wenn Du bisher als `Kopfmensch´ mehr Deinem Verstand gefolgt bist und vielleicht verlernt hast, auf Deine Intuition zu hören, gibt es Möglichkeiten, sie neu zu entdecken und zu fördern. Das ist nicht immer leicht, denn wer seiner inneren Stimme folgt, verabschiedet sich zum großen Teil eben von der, vom Verstand gesteuerten Kontrolle und Planung. Heute geht uns die Intuition zunehmend verloren. Der rasante Lebensstil zwingt uns oft dazu, rational statt intuitiv zu handeln. Doch wir merken immer wieder, dass wir uns mit unseren Entscheidungen nicht wohlfühlen, irgendetwas in uns sich dagegen sträubt. Wir sind verunsichert und schieben sie auf. Gerade bedeutende Entscheidungen werden dann von außen abgesichert. Durch teure Beratungsfirmen oder komplizierte Computerprogramme. Die Auswirkungen – Fehlentscheidungen und Nicht-Entscheidungen. Weil – niemand sich mehr traut, auf seine Intuition zu hören – die Grundlage für Kreativität und Forschergeist und damit für jede Art von Entwicklung, auch der ganz persönlichen.
Wie kann man denn nun Intuition trainieren?
Das ist bei all dem Stress, den wir täglich um die Ohren haben, gar nicht so einfach. Mit ein bisschen Zeit, Geduld und Übung schaffst Du es, Verstand und Bauchgefühl in Harmonie zusammenarbeiten zu lassen und nicht gegeneinander. Um wieder die Balance in Deinem Leben zu finden, wieder besser auf Dich selbst hören zu können. Man kann die Intuition mit einem Muskel vergleichen – je mehr wir sie benutzen, umso stärker wird sie. Wichtig zu wissen ist dabei, dass nicht jedes Gefühl oder Gedanke eine Intuition ist. Mit der Zeit lernst Du sie von Voreingenommenheit, Emotionen und Phantasien zu trennen.
Ganz in Ruhe.
Wenn Du viel um die Ohren hast, trifft Dein Kopf alle Entscheidungen. Deine innere Stimme geht in dem Rummel völlig unter. Deshalb versuch als erstes zur Ruhe zu kommen, den Fokus ganz auf Dich selbst zu lenken. Achtsamkeitsübungen sind hilfreich, ein Spaziergang oder ein entspannendes Bad bringen Deinen Kopf zur Ruhe.
Nimm einfach nur wahr.
Wie fühlst Du Dich? Wie fühlt sich Dein Körper an? Und – hörst Du Deine innere Stimme, die Dir ganz leise etwas sagen will? Dann hör ihr zu. Auch, wenn Dir vielleicht nicht gefällt, was sie Dir sagen will. Denn auch negative Gefühle bringen Dich weiter und sorgen dafür, dass selbst reiflich überlegte Entscheidungen plötzlich anders getroffen werden – und Dich vor einem Fehler bewahren.
Übe im Alltag.
Folge jetzt öfter Deiner inneren Stimme und lass sie bestimmen, in den kleinen Dingen des Alltags. Ob Du an der nächsten Ecke rechts oder links gehst, heute mal früh zu Bett gehst oder eine Verabredung absagst. Beobachte fremde Menschen, schätze sie intuitiv ein. Scheinen Sie sympathisch? Was könnte ihre Geschichte sein? Wenn Dein Zugang zur inneren Stimme nach und nach immer besser wird, triff kleine intuitive Entscheidungen, um das Vertrauen zu Deinem Bauchgefühl aufzubauen. „Was koche ich mir heute?“, oder „Was mache ich am Wochenende?“ sind Entscheidungen, die Dein Verstand vielleicht anders treffen würde als Deine Intuition. Doch vielleicht stimmen sie sogar überein, dann hast Du auf jeden Fall die richtige Wahl getroffen.
Kopf und Bauch
Wenn sich der Kopf mit dem Bauch streitet, dann lass Dir Zeit und horch in Dich hinein. Vielleicht hat das Unbewusste noch keine Erfahrung, auf die es zurück greifen kann und ist vorsichtig. Dann ist es schlauer auf den Kopf zu hören, den die Fakten überzeugen, dass Du es schaffen kannst. Mit ein bisschen Zeit, Geduld und Übung schaffst Du es, Verstand und Bauchgefühl in Harmonie zusammenarbeiten zu lassen und nicht gegeneinander. Rational oder intuitiv – beides muss sich nicht ausschließen! Und irgendwann erkennst Du es – manches weißt Du einfach. So ganz aus dem Bauch heraus, nicht wahr? Dann ist es völlig okay, das mit Das sagt mir mein Bauchgefühl zu begründen.